Kapitel 12 – Erst einmal nur Arbeit und keinen Urlaub,
Die Jahre, die jetzt auf uns zu kamen waren manchmal sehr angenehm, aber auch durchaus schwierig. Wir waren es gewohnt, in Urlaub fahren zu können. Das konnten wir jetzt erst einmal vergessen, denn es begann ja für uns der Aufbau meines neuen Versicherungsbüros – und das unter “Dauerbeschuss” meiner bisherigen Gesellschaft. Dennoch war für uns immer wichtig, das man nicht vergisst zu leben. Das versuchten wir in diesen schweren Jahren einfach mit kleinen Fahrten, bei denen wir auch das wunderbare Flandern kennenlernten, jedoch auch immer wieder einmal in unserem ach so geliebten Chatillon-sur-Loire landeten.
Das Jahr 2005 gestaltete sich für uns sehr schwierig. Mein Versicherungsbüro war noch im Aufbau und warf nicht viel Geld ab, wir mussten aber welches haben. Erstmals mussten wir deshalb auch eine geplante Reise absagen. Im Juli nämlich war Chatillon-sur-Loire Durchfahrtsort der Tour de France. Das ist in Frankreich etwas ganz Besonderes. Oft dauert es Jahre, bevor eine Stadt das geschafft hat. Dann steht man für einen kurzen Moment im Mittelpunkt. An den Straßen warten die Zuschauer oft stundenlang für einige Minuten, in denen dann der Werbetross und später das Fahrerfeld an einem vorbei rauscht. Wir hatten uns überlegt, genau dann dort zu sein. Leider konnten wir uns das aber zu diesem Zeitpunkt nicht leisten. Da aber damals noch alles live übertragen wurde, genehmigten wir uns zuhause einen Nachmittag Auszeit und verfolgten alles am Fernsehen. Es tat schon ein bisschen weh, dort alles zu sehen und nicht da sein zu können. Ende Juli besserte sich unsere Lage wieder rapide und wir nahmen uns einige Fahrten für das Wochenende vor. Herrausragend war dabei eine Fahrt nach Belgien, die nur 4 Tage dauerte, jedoch irgendetwas in uns auslöste. Von Flandern bis in die Ardennen genossen wir einige schöne spätsommerliche Tage Ende August.
Das Jahresende verbrachten wir natürlich wieder in Paris. Was wir damals nicht wussten, war, dass es das letzte Mal Paris mit Loulou war. Schön war, dass wir das winterliche Paris so richtig genießen konnten. Als es dann an einem Nachmittag schneite und wir merkten, dass man der Situation auf den Straßen hier nicht gewachsen war, bescherte uns das einige richtig schöne und gemütliche Stunden in der Hotelbar. Nicht zu vergessen ist allerdings auch für dieses Jahr unser Speiseplan am Heiligen Abend (für die Rezepte einfach anklicken):
Ja, es waren einige dunkle Jahre, die uns jetzt heimsuchten. Sie brachten viel Arbeit mit sich, was aber nie ein Problem für uns war. Leider entstanden dadurch auch gesundheitliche Probleme. Wie immer aber steckten wir nicht auf, auch wenn wir am 7. November 2006 für immer Abschied von unserer kleinen Loulou nehmen mussten. 16 lange Jahre hatte Sie uns durch Dick und Dünn begleitet, war immer für uns da und hat uns natürlich auch in manch schwerer Stunde getröstet und auf andere Gedanken gebracht. So schwer der Abschied auch war, so konnten wir aber auch sagen, dass sie ein erfülltes Leben bei uns hatte und immer im Mittelpunkt stand. Schließlich war sie, umgerechntet auf das Menschenalter, immerhin auch deutlich über 90 Jahre alt geworden. Und weil es eine so schöne Zeit mit ihr war, gibt es in der folgenden Galerie noch einige Bilder aus ihrem bewegten Leben.
Für ein paar Tage stand für uns die Welt still. Dann entsannen wir uns, dass Loulou, die sich am Abend vor ihrem Tod regelrecht von uns verabschiedet hatte, immer für eine Verrücktheit gut gewesen war. Jedes Jahr Silvester, wenn wir in Paris waren, führte uns unser Weg zusammen mit ihr in die alte Pariser Kirche Saint Severin. Also setzten wir uns am Morgen des 11. Novembers schon um 4.00 Uhr morgens ins Auto und fuhren nach Paris. Schon Mittags waren wir dort. Nachdem wir in dem Hotel eingecheckt hatten, in dem wir bisher nur immer mit Loulou waren, machten wir uns auf den Weg nach Saint Severin, wo wir ein wenig verweilten und dann eine Kerze für unsere Loulou anzündeten – eine große natürlich. Als wir am nächsten Tag wieder nach Hause fuhren, wussten wir, dass sie irgendwie immer bei uns sein würde und gewollt hätte, dass unser Leben normal weiter geht.
Und so kam zwangsläufig das erste Weihnachten in unserem Haus ohne die kleine Loulou. Noch im letzten Jahr hatte sie sehr aktiv beim Auspacken der Geschenke geholfen und natürlich vor dem Tisch um eine milde Gabe vom Weihnachtsessen gebettelt. Wir planten jetzt, erst einmal kein Haustier mehr zu haben. Ein Hund war sowieso nicht drin, da es keinen Ersatz für Loulou gab. Das Weihnachtsessen sollte uns dann auf andere Gedanken bringen. Hier ist das Menü aus dem Jahr 2006 (für die Rezepte einfach anklicken):
Da sich unsere finanzielle Lage wieder verbesserte, planten wir auch wieder einen Urlaub. Tatsächlich war es 2007 zwanzig Jahre her, dass wir zum ersten Mal in Chatillon-sur-Loire auf diesem wunderbar gelegenen Campingplatz direkt an der Loire waren. Schon im Sommer 2006 hatten wir die verrückte Idee, noch einmal mit dem Zelt dorthin zu fahren, denn diese Utensilien hatten wir noch aus der Zeit unseres Wohnwagens dort. Außerdem, so glaubten wir, könnten wir dort etwas günstiger Urlaub machen. Aber zunächst hatten wir noch zwei ziemlich verrückte Flüge in Städte vor, in denen wir noch nie gewesen waren. So hatten wir im April einen Flug mit Air Berlin von Düsseldorf aus nach Wien gebucht. Der Flug startete morgens um 6.30 Uhr. Die Besonderheit aber, noch am gleichen Tag, nämlich um 22.30 Uhr startete unser Flug zurück nach Düsseldorf. Das war schon ein besonderes Erlebnis. Früh morgens waren wir bereits in Wien und starteten eine Besichtigungstour, die sich gewaschen hatte. Die Galerie unten soll diesen Wahnsinnstag ein wenig darstellen. Zu Hause waren wir übrigens wieder um 1.30 Uhr in der Nacht. Beim Abschied aus Wien verzehrten wir dann noch am Prater eine Österreichisch-Ungarische Spezialität – Lagosh. Das ist ein frittierter Teigfladen, der mit Käse und/oder viel Knoblauch eingerieben wird.
Wunderbares Frühlingswetter erwartete uns, als wir wegen eines Messebesuchs in Wiesbaden Rüdesheim als Übernachtungsort ausgesucht hatten. Viele Erinnerungen kamen hoch. Natürlich, beim letzten Mal als wir hier waren, war Loulou noch dabei. Aber auch die Erinnerung an unsere erste gemeinsame Fahrt nach Rüdesheim und auch an unsere englischen Freunde, mit denen wir hier soviel Spaß gehabt hatten! Auch wenn man bequem mit dem Auto zum Niederwald-Denkmal fahren kann, es ist immer wieder ein Erlebnis, das mit der alten Seilbahn zu tun. Wir genossen das.
Ostern war Chatillon wieder an der Reihe. Zum ersten Mal nach 3 Jahren würden wir wieder mit Jean und Bernadette zusammentreffen. Wir wollten natürlich unseren Zeltplatz für den Sommer aussuchen und reservieren. Früh morgens fuhren wir los. Kaum ein Halt unterwegs – nur zum Essen am Mittag. Wieder fielen wir auf eine französische Autobahn-Raststätte rein. Das Essen sieht toll aus, ist teuer – schmeckt aber nicht. Also zum einhundertsten Mal der Entschluss: “NIE WIEDER!”
Bevor wir allerdings unseren abenteuerlichen Zelturlaub in Chatillon begingen, gab es noch eine Wahnsinnstour. Anfang Juni flogen wir nach Kopenhagen. Dieses Mal würden wir aber über Nacht bleiben. Früh morgens um 2.00 Uhr fuhren wir los, damit wir unseren Flieger, der um 6.35 Uhr in Düsseldorf starten sollte, erreichten. Wer aber rechnet damit, dass mitten im Emsland die Autobahn gesperrt wird, weil dort ein Auto brannte. Die Feuerwehr ließ sich Zeit, man räumte alles weg und wir kamen in Zeitdruck. Was jetzt kam, war schon nervenaufreibend. Mit aller Gewalt versuchten wir, die Maschine nach Kopenhagen noch zu erwischen. Mit viel Glück schaffen wir das auch. Um 6.30 Uhr betraten wir als eine der Letzten das Flugzeug und nicht einmal 10 Minuten später startete es. Es folgte ein schöner sonniger Tag in Kopenhagen, den wir am Abend mit einem Besuch des Tivoli ausklingen ließen. Hier hatten wir vorher in einem Restaurant am Buffet teilgenommen. Das Buffet war ziemlich leer geräumt und es gab – auch im Behälter für Schweinefilet – Frikadellen. Seit dieser Zeit werden Frikadellen bei uns auch “dänisches Schweinefilet” genannt.
Dann war da noch die Geschichte mit der Meerjungfrau. Natürlich wollten auch wir die weltberühmte Meerjungfrau sehen und fotografieren. Leider war der zweite Tag in Kopenhagen sehr verregnet. So kauften wir uns am Bahnhof zwei einfache Regenschirme und los ging es. Von der Haltestation bis zur Meerjungfrau waren es noch etwa 10 Minuten Fußweg. Bis dahin hatte der Wind unsere Schirme schon arg gebeutelt. Als ich dann schließlich am Ufer stand und das Denkmal fotografieren wollte, kam dort in der Nähe ein Reisebus an.
Dieser Reisebus setzte dort eine Gruppe japanischer Touristen ab. Das, was jetzt geschah, erklärt vielleicht mein etwas gespaltenes Verhältnis zu japanischen Reisegruppen. Diese Gruppe jedenfalls rollte auf mich zu wie eine Lawine. Und obwohl ich dort versuchte zu fotografieren, war es, als ob die mich nicht gesehen hatten. Die liefen mich einfach über den Haufen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich ins Wasser fiel, was meinen Schirm aber nicht davon abhielt genau dorthin zu fliegen. Meinen Fotoapparat mit den Bildern der Meerjungfrau hatte ich in der Hand – also schnell weg hier, bevor die mich auch noch einfach mit nach Japan nehmen.
Und jetzt war es endlich soweit – wir starteten in den abenteuerlichen Sommer-Urlaub. Zum 20. Jubliläum fuhren wir nach Chatillon. Unsere Camping-Ausrüstung war damals schon eher antiquiert. Ansonsten waren wir richtig gut ausgestattet. Wir hatten einen Kühlschrank dabei, Küchenzubehör mit dem wir locker ein Restaurant hätten betreiben können und natürlich für den Schlafkomfort eine riesige aufblasbare Matratze. Wir mussten ja tagsüber ankommen, am besten morgens, da wir ja noch aufbauen mussten und das sicher eine ganze Zeit in Anspruch nehmen würde. Also hatten wir in der ersten Nacht ein Hotel etwa 60km vor Chatillon gebucht. Unser damaliges Auto, ein Ford Galaxy war randvoll – und da ging was rein! Bevor wir aber in Chatillon aufbauen konnten, mussten wir zunächst einkaufen. Das konnten wir nicht auf später verschieben, da wir Sonntag hatten und die Geschäfte hier nur bis Mittags geöffnet hatten.
Wir hatten wunderbares Wetter als wir ankamen, was auch wichtig war. Danach aber war alles ziemlich durchwachsen, viel Regen und die wunderbaren Abende vor dem Zelt konnten wir auch vergessen, da die richtige Sommerhitze nicht aufkommen wollte. In der Galerie gibt es nun einen kleinen Einblick in diesen Urlaub.
Wir hatten wieder einmal trotz des schlechten Wetters eine schöne Zeit in Chatillon gehabt. Das war in diesem Jahr die einzige Möglichkeit für einen längeren Urlaub. Dieser Urlaub war auch nicht sehr teuer geworden, da die Gebühren auf dem Campingplatz natürlich gering waren. Noch einmal gab es das “Petite Trink” bei Jean und Bernadette, jeden Morgen kam Jean auf seiner Runde auf einen Kaffee bei uns vorbei – aber wir konnten nur einmal so richtig einen heißen Sommerabend auf dem Platz am Ufer der Loire genießen. In der letzten Nacht war es empfindlich kalt. Doch dann wurde es wieder richtig heiß und beim Abbauen schmiedeten wir Pläne für das nächste Jahr. Einmal würden wir das noch machen! Schließlich war 2008 das letzte Jahr, in dem Jean und Bernadette noch den Platz behüteten. Wir machten sogar schon eine Zeit ab und bestellten unseren Platz. Es würde da aber eine völlig andere Entwicklung geben! Etwas wehmütig verließen wir nach zwei Wochen (zum letzten Mal als Camper) den Platz der Plätze. Den Campingplatz am Ufer der Loire, wo wir doch so schöne Jahre erlebt hatten – natürlich auch mit unserer kleinen Loulou, die jetzt zum ersten Mal nach so vielen Jahren nicht mehr dabei war.
Tatsächlich – das Bild zeigt Prag, diese wunderbare alte Stadt an der Moldau. Sie wurde in keinem Krieg zerstört, der Charakter der Altstadt blieb erhalten. Eben diese Stadt hatten wir uns für einen Kurztripp zu unserem 24. Hochzeitstag am 25. November 2007 ausgesucht. Wir flogen am 24. November hin und kamen am 26. November zurück. Aber dazwischen passierte etwas sehr Eigenartiges. Diese Stadt versuchte uns abzuwerben von Paris, der Stadt, die wir für das nächste Jahr, nämlich unsere Silberhochzeit ausgewählt hatten. Essen und Trinken wurde in dieser Stadt großgeschrieben. Das gute Bier, die alten böhmischen Gerichte und diese Atmosphäre, die stets den braven Soldaten Schweijk oder aber Pan Tau hinter der nächsten Ecke vermuten ließ, verzauberten uns.
Diese kurze Fahrt machte uns neugierig auf mehr von diesem Land. Das Land, das so viele herrliche Kinderfilme, Märchen und natürlich auch Pan Tau hervorgebracht hatte, war es wert, bereist zu werden. Alleine das, was es dort zu essen gab. Einfach, deftig und gut. Bier, ob dunkel oder hell – immer wieder ein Genuss. Das, was Agnes da auf dem Foto vor sich hat, ist ein typisches böhmisches Gericht. Lendenbraten mit Sahnesauce und böhmischen Knödeln. Für das Rezept einfach anklicken.
Aber natürlich hielt uns auch diese schöne Reise nicht davon ab, Silvester wieder nach Paris zu fahren. Wir hatten dieses Mal sogar ein Orgelkonzert für den Silvesterabend in der alten Kirche Saint Severin gebucht, dort, wo wir im letzten Jahr eine Kerze für Loulou angezündet hatten. Es sollte eine tolle Fahrt mit einer überraschenden Erkenntnis werden. Aber vorher gab es noch das Weihnachtsmenü für uns Zwei – war wieder einmal viel!
Nach dem Menü hat man sich seine Zigarre verdient!
Unser Weihnachtsmenü 2007
- Parmesan-Zucchini
- Yorkshirepudding mit Rindfleisch und Rotweinsauce
- Winterliches Früchtesorbet (Ein Sorbet mit winterlichen Früchten und Gewürzen)
- Choucroute-Pastete
- Weihnachtliches Sorbet (Hier nimmt man z. B. Pflaumen mit weihnachtlichen Gewürzen wie. z. B. Zimt)
- Glaciertes Hirschragout mit Semmelknödelsoufflé und Preiselbeerjus
- Käseteller
- Blaubeereis mit gebratenen Ricottanocken und Zitronensirup
Kapitel 12 ist hier zuende. Natürlich war das nicht immer lustig. Aber das gehört nun ja auch zum Leben dazu. Nur noch wenige Kapitel trennen uns von der Gegenwart. In Kürze geht ´s weiter! Und wie immer – wem unsere kleine Story gefällt, der spendet in unsere Kaffeekasse – wir nehmen alles an von 1 Euro bis hin zu einer Million. Und keine Angst – wir versteuern alles ordnungsgemäß.